Sommer 2016 - Part I

Durch den Osten der Republik

Freitag 08.07.

Der ADAC hatte im seiner Prognose ausdrücklich davor gewarnt am Freitag in die Ferien zu starten. Und weil wir uns ebenfalls ersparen wollten mit 1 Million anderen im Stau zu stehen, fahren wir brav um 22 Uhr abends los. Die Autobahn ist trotzdem noch voll, vor allem die A2... Gefühlt ist halb Polen auf dem Weg in die Heimat. Die Kinder schlafen ein, sind aber allesamt immer wieder knatschi...Sie sind das schlafen im Auto nicht gewöhnt und meckern immer wieder mal. Nach mehreren erfolglosen Anläufen kann ich meinen Mann dann gegen 2 Uhr dazu bewegen nach einem Rastplatz Ausschau zuhalten... ( ER hatte Red Bull getrunken, WIR nicht). Wie immer sind alle Rastplätze voll, und so ist es 3 Uhr als wir uns in Marienborn zur Ruhe legen können.

Samstag  09.07.

Um 7 klingelt dann schon wieder der Wecker, und flugs geht es auf zum Rest der Etappe. Ziel: zu Oma & Opa nach Bad Saarow am Scharmützelsee, Brandenburg. Ungefähr 70km von Berlin entfernt.

Um halb Elf kommen wir dort an. 
Diese wohnen auf  dem Gelände des Arosa Resort, wir dürfen eine Wiese beziehen, die früher tatsächlich zum campen gedacht war, aber mittlerweile will man das nicht mehr fossieren... zu nobel zum campen.. schön einsam ist es hier. Subjektiv fühlen wir uns prima, so mitten in der Natur. Das wird sich aber noch ändern...

Den Rest des Tages verbringen wir ausschließlich mit Familienzusammenführung. Da wir alle die Großeltern nur einmal im Jahr sehen können, gibt es Sachen zu erzählen und einfach gemeinsam Dinge zu erleben.
Die Zwillinge werden ein paar Tage dort bleiben und wir anderen vier werden ein bisschen weiter reisen.
Zwischenzeitlich stellen wir fest, das unser Kühlschrank auf Gas nicht mehr kühlt... warum auch immer. Ist natürlich prima... braucht man ja auch quasi nicht, so einen Kühlschrank. Immer wieder testen wir, aber so richtig kalt wird das ganze nicht. Ätzend dass immer wieder etwas sein muss.

Sonntag 10.07

Da Oma und Opa bereits große Pläne mit den 3 Jungs schmieden, sind wir quasi überflüssig geworden. Mit auf Fahrradtour können wir aber nicht gehen, mangels Fahrrad mit Kindersitz, also machen wir uns mit dem kleinen auf Tour. Wir wollen mal den Spreewald und Cottbus erkunden. Man fährt so ca. 1 Stunde bis Cottbus. Und das durch absolutes Niemandsland. Und das meine ich genauso... man ist schon fast erstaunt wenn man wieder ein Haus findet. So stellen wir uns die alte DDR vor - quasi "Ost as it´s best". Ohne Subventionen der EU, dafür aber mit viel bäuerlichem Charme... hier gibt es noch Platz, Einsamkeit und Natur. Vermutlich auch keine Jobs, das ist die Kehrseite. Wir entdecken auch einen schönen großen See, den Schwielochsee. Echter Geheimtipp, hier kostet Urlaub bestimmt nicht viel.

Cottbus selber ist eher kleinstädtisch, aber sehr nett anzusehen! Auch hier: alles neu dank Soli.
Als erstes gehen wir auf einen Turm, auf dem es eine angeblich besondere Uhr gibt... der Turm ist ziemlich alt und auch steil hochzusteigen, von oben können wir uns dann aber schon mal einen guten Überblick verschaffen wo wir danach hingehen wollen.

Es gibt noch einen hübschen Marktplatz und ein tolles Eiscafé namens DaCapo mit wirklich leckeren ausgefallenen Eissorten. Außerdem eine Kirche, die jetzt nicht so besonders ist, und den Cottbusser Postkutscher, der als Reiseführer rumläuft und Stadtbesichtigungen veranstaltet. Wir treffen diese Gruppe vor der Kirche, wo der Mann sehr unterhaltsam die Geschichte vermittelt, wir hören nur kurz zu, quasi Schwarz, und gehen dann weiter. Am Marktplatz treffen wir die Gruppe nochmal. Scheint auf jeden Fall eine empfehlenswerte Stadtführung zu sein, wenn man mal in Cottbus ist.
By the way.. wir haben ganz schön viel Mitleid mit dem Mann, der bei 35 Grad in seiner Uniform laufen muss...
Wir essen dann noch im "Burgerbüro" (nein da fehlen keine Ü-Striche), natürlich Hamburger. Warum ich das erwähne? Der Laden hat ein echt witziges Konzept aufgestellt, wegem dem Bürger und Büro.. klar, oder?  Statt zu bestellen muss man z.B. einen Antrag stellen ...  geschmeckt hat es übrigens auch.

Es ist aber nach wie vor ziemlich heiß, und bevor der kleine uns nun wegknackt, soll er das lieber im Auto tun. Wir machen uns dann also auf den Rückweg und fahren diesmal nur teilweise durch die Einsamkeit, denn wir fahren über Lübbenau. Hier sieht man den Spreewald wie aus dem Reiseführer. Hübsche Häusschen, Bootanlegestationen, Gurkenverkaufsstände überall und viele, viele Menschen. Zumeist auf Fahrrädern und deutlich über 60. Wir wollen nach einer Bootstour Ausschau halten und fahren dazu auf einen Parkplatz. Hier ist jeder Parkplatz gebührenpflichtig... als wir reinfahren wollen beugt sich ein netter älterer Herr zu uns rein "Heute fahren keine Boote mehr und es gibt hier auch nichts zu sehen, fahrt besser weiter nach hinten".

Wir sind etwas verwundert, er hätte uns ja schließlich auch die 4 € aus der Tasche leiern können? Wir bedanken uns artig und dann dämmert es uns langsam... wir haben ja LOS Kennzeichen! Wir sind quasi von hier! hat der Mann doch tatsächlich gedacht wir sind Ossis... super! Passiert uns übrigens ständig, auch in Köln. Das mit den Ostdeutschen in Westdeutschland scheint irgendwie ein heimlicher Verbund zu sein, so wie mit den Deutschen in Amerika oder so.. man hält irgendwie zusammen. Also hier hats auch "zuhause" funktioniert. Lübbenau selber... naja... wir steigen nur einmal aus dem Auto aus um ein Fässchen Gurken zu erstehen. Klar.. wat mut, dat mut... ansonsten lassen wir Junior schlafen und fahren zurück. Es ist später nachmittag und die Familie vereint sich wieder in einem Freizeitpark kleinerer Güte, der in Wendisch-Rietz angesiedelt ist. Ganz nett für die Jungs dort und kostet auch nur ein paar Euro. Wir haben sogar Glück, es ist kurz vor Feierabend und es sitzt keiner mehr an der Kasse, und so vergnügen wir uns noch eine halbe Stunde kostenlos...

Und hier die Lieblingsschaukel der Jungs...

Montag 11.07

Heute wollen wir mal die Hauptstadt erkunden. Vor allem unseren großen interessiert das auch mal... er war zwar schon in Berlin, kann sich aber nicht mehr dran erinnern. Vormittags haben die Großeltern noch einen Zahnarzttermin, in der Zeit spielen wir Fußball und waschen Wäsche...
Mittags fahren wir dann nach Berlin, ca. 1 Stunde... es geht zum Brandenburger Tor (Boah, sind DA viele Touristen), wir essen Currywurst (anders als die Ruhrpott Variante bei uns, die nehmen so ne Art Bockwurst, keine Bratwurst), wollen zum Reichstag, können dann aber nicht rein, weil wir nicht alle Ausweise mit haben. Wir denken uns wir könnten eine kleine Schiffstour über die Spree machen, ist ja schließlich ein warmer Tag, aber auch das ist uns nicht vergönnt. Bis das nächste ankommt und zusammen mit der Dauer der Schiffstour würde das ganze unseren Zeitrahmen sprengen... also widmen wir uns schöneren Dingen. Simon und Jannik freuen sich schon wie Bolle, denn Oma hat ihnen versprochen neue Fußballsachen zu kaufen. Und so steuern wir zielsicher den Adidas Store auf dem Ku´Damm an. Die Parkplatzsuche dauert erstmal ewig...
Im Geschäft deckt Oma die Jungs dann mit einem neuen Trainingsanzug (Collection Messi!), Stutzen, Schienenbeinschonern und neuen Turnschuhen ein... und weil die Jungs genug quengeln und glaubwürdig ihre Fußballleidenschaft zum Ausdruck bringen, lässt Opa noch ein Original DFB Trikot dazu springen. Auch der Große wird noch mit Schuhen und Hosen versorgt und deutlich ärmer verlassen wir Berlin.

Abends gehen wir noch bei einem Italiener in Wendisch Rietz, auch am Scharmützelsee gelegen, essen... unmittelbar am See, tolles Ambiente, uns schmeckt die Pizza, Christian ist unzufrieden mit dem Steak. Eigentlich wollten wir heute Abend losfahren, doch wir sind zu müde und denken uns: Wir sind frei! Wir fahren einfach morgen - was sich nicht als die beste Idee rausstellen wird.

 

Dienstag 12.07

Mehr oder minder fröhlich treten wir 3 (Simon und Jannik schlafen bei Oma und Opa und werden dort ein paar Tage bleiben) nach einer kurzen Nacht nach draußen ins grüne. Wir hatten am gestrigen Nachmittag schon mal alles dingfest und abreisefähig gemacht, weil wir ja heute morgen schnell los wollen.
Julian tritt also vor die Tür, streckt sich und sagt halb belustigt "Mama, wo hast du eigentlich mein Fahrrad hingetan?" Etwas verwirrt trete ich vor und denke "wieso, das ist doch hinten drauf", gucke und.... staune. 500 € Fahrrad. Weg.

Es dauert ja ein paar Sekündchen bis man das realisiert, dass man bestohlen wurde während man im Fahrzeug lag. Der Sohnemann bricht in Tränen aus, wir sind erstmal sehr fassungslos. Christian untersucht natürlich sofort alles, die Deichselabdeckung wurde auch angehoben, war aber ja abgeschlossen. Vielleicht wollte einer den ganzen Wagen mitnehmen und hat dann gemerkt dass doch welche drin sind? Vielleicht hat sich einer das Fahrrad genommen um damit nach Hause zu fahren...?
Praktischerweise haben die Diebe nicht nur Fahrrad und Schloß, nein die komplette Befestigung samt Spanngurte und Signaltafel mit genommen. NIcht ein Krümelchen ist irgendwo zu erkennen. Man kann fast froh sein dass sie den Fahrradträger nicht abmontiert haben.

Tja, da war wohl nix mit Abfahrt. Die ersten Anrufe gelten dem Versicherungsmakler, der Oma und der Polizei Brandenburg, die uns aber nicht am Ort des Geschehens besuchen möchten.
Nach dem Frühstück fahren wir also zur Polizei in Fürstenwalde und geben eine Anzeige auf. Mehr können wir auch nicht tun. Die sehr, sehr rundliche und unmotiviert wirkende Polizistin macht auch nicht mal den Anschein als würde sie unser Anliegen ernsthaft interessieren. Heut gestohlen schon in Polen ist hier 30 km von der polnischen Grenze entfernt mehr Realität als ein Scherz.

Jetzt wollen wir erst recht los und fahren am Mittag dann endlich frustriert- ohne Fahrrad - los in Richtung Mecklenburgische Seenplatte. Unser Kühlschrank kühlt dummerweise immer noch nicht. Über Landstraßen geht es in ca. 3 Stunden in Richtung Waren an der Müritz. In Neustrelitz halten wir noch bei einem Fritz Berger Caravan Händler um zumindest schonmal neue Spanngurte und eine Warntafel zu erstehen. Wir fragen nach, ob der Monteur eine Idee hat warum unser Kühlschrank auf Gas nicht mehr läuft, und er guckt sich die Sache mal 5 Minuten an, findet nichts und verlangt nachher 10 € dafür.... hmpf...

Für unsere Osterkundung im kleineren Familienkreis haben wir uns bewusst nur Stellplätze oder kleinere Plätze herausgesucht. Günstig soll es sein, und wir brauchen auch gar nicht viel. Also führt uns unser erstes Ziel direkt zu "Sabines Bio-Bauernhof"  nach Alt-Schlöer, ca. 8 km von Waren entfernt. So ein richtiger Bauernhof scheint das nicht zu sein, aber das macht nichts. Der Bauer hat einen kleinen CP angelegt, man kann auch Eier und Kartoffeln kaufen... es gibt einen kleinen Weiher zum baden (eher was für Kinder) und das ganze für 12,50 €(mit pauschalem Strom) am Tag. Sehr fairer Preis. Und das hat zwangsläufig zur Folge, dass man hier die Leute trifft, die auch aufs Geld schauen müssen. Menschen mit "normalen" Jobs und Kindern. Wir fühlen uns heimisch.

An diesem Abend müssen wir uns erstmal von unserem Kühlschrankinhalt trennen. Nach ein paar Tagen ohne Kühlung sind viele Dinge nicht mehr essbar (sagen wir jetzt mal freundlich so..) und den Rest wollen wir dann nicht mehr. Lediglich das frische Obst und Gemüse hat überlebt aus dem wir uns nach dem Aufbauen ein Abendessen herbeizaubern. Kartoffelgemüsepfanne mit Maultaschen.
Wir haben nur das nötigste ausgepackt, wir wollen ja schnell und flexibel bleiben... nur Stühle und Tisch..
kurz nach dem Abwaschen dann auf einmal der nächste Schreck.

Kein Wasser mehr. Die Pumpe, gerade neu und kurz vor den Ferien getauscht, geht nicht mehr.
Also wieder Eckbank abgebaut und alles gecheckt.... Christian findet den Fehler, das Gerät, das automatisch die Pumpe abstellen soll wenn sie "trocken" läuft ist defekt... vermutlich Sicherung durchgeknallt. Also wird es wieder ausgebaut... man gönnt sich ja sonst nichts. Für den heutigen Tag langt es uns dann auch mal... wir sitzen noch kurz draußen, gehen dann aber früh ins Bett. So schnell wie es sich schreibt geht so was natürlich nicht... schon ist der Tag wieder rum.

Mittwoch 13.07

Morgens scheint die Sonne und nach dem Frühstück machen wir uns auf nach Waren zu fahren. Waren an der Müritz ist ein alter, kleiner Ort, an dem früher durch die Schiffahrt viel Handel herrschte, und diesen alten Wohlstand kann man den Orten ja immer ansehen. Hübsch restauriert wurde allemal und sich an die Bedürfnisse der  - zumeist älteren - Urlauber angepasst.
Bevor wir da sind halten wir aber erstmal beim Deichmann und decken den Junior mit neuen Schuhen ein... ok ok... Mutti bekommt auch neue...

inzwischen hat sich das Wetter zugezogen und wir wollen irgendwo Mittag essen gehen. Wir finden aber nirgendwo was richtiges... dem Göttergatten beliebt es an den meisten Orten nicht, der Junior will kein Fisch.... und so weiter und so fort. Mittlerweile fängt es an zu regnen und der Regen ergießt sich unwetterartig über uns. Im Laufschritt eilen wir durch den Ort bis die Muddi beschließt: HIER GEHEN WIR JETZT REIN! Das Restaurant heißt U-Boot und sieht rein dekorativ gesehen sehr vielversprechend aus. Wir setzen uns, bekommen die Karte... hm.. eine kleine Karte spricht ja für frische Küche, aber die hier war so klein, dass sich nichts finden ließ...

also stehen wir kurzerhand  - mittlerweile um gute Stimmung bemüht - wieder auf und gehen weiter. Draußen gewittert es und es regnet in Strömen... ach was sag ich..es gießt aus Kübeln und wir fliehen quasi zu einem Italiener. Dann eben Pizza. Geht ja immer: man sagt uns wir sollen kurz warten, gerade wird ein Tisch frei...
wir warten, warten, warten... der Wirt hat dann aber ältere Leute an den Tisch platziert, oder es zumindest nicht verhindert, dass diese den Platz eingenommen haben. Er will uns einen Tisch aufstellen, mitten im Gang vor der Bar. Wir lehnen ab und sind stinksauer dass man uns mit Baby so warten lässt. Ein einfaches "Leider alles besetzt" wäre völlig ok gewesen.
Jetzt sind wir völlig frustriert und fahren in den Supermarkt. Wir kaufen dort ein und fahren zum Platz zurück.
Der kleine schläft erstmal ein Ründchen und wir entspannen uns... hier natürlich noch ein paar Bilder von Waren:

Nach dem Unwetter kommt die Sonne wieder und wir wollen am frühen Abend nochmal raus, ein bisschen die Gegend sehen. MIt dem Auto fahren wir zum Torgelower See, wir halten kurz, gehen ein Stück zu Fuß und finden ein paar ruhige Plätzchen... der Ort Torgelow selber besteht eigentlich nur aus einem Privatinternat namens "Schloss Torgelow", das von außen betrachtet sehr bonzenartig wirkt und Kulisse für Filme á la Harry Potter sein könnte. Vermutlich bringen dort reiche Berliner ihre verzogenen Gören in der Provinz unter, damit sie nicht noch mehr Dummheiten anstellen...

Der See ist aber kein kleiner und so fahren wir einfach eine Runde Drumherum. Wir sind doch sehr erstaunt, wie einsam, ländlich und verlassen der Osten doch ist. Unsere "Westseite" ist doch deutlich stärker besiedelt. Es gibt natürlich auch dort Natur, aber hier ist wirklich nicht mal eine größere Stadt in Sicht.
Beim durchfahren entdecken wir dann auch diesen tollen Ort hier: Sorgenlos ! :-)

 

Donnerstag 14.07.

Das Wetter ist heute deutlich schlechter als gestern. Wir wollten ja erst noch heute im Müritz Nationalpark wandern gehen, aber bei Regen macht das auch keinen Sinn. Wir beschließen nach dem Frühstück hier die Zelte abzubrechen und weiter zu fahren. Richtung Ostsee soll es gehen. Als Stellplatz suchen wir einen Platz namens "Rittergut Schloss Pentin" aus.

So einfach wird es dann aber doch nicht.
Als der Wohnwagen schon angehängt ist und wir quasi nur noch einsteigen müssen, will ich also die Tür abschließen und habe auf einmal statt dem Schlüssel, den Zylinder samt Schlüssel in der Hand. Also für alle die es bis hierhin nicht verstanden haben: Schloss plus Innenleben. Es versteht sich von selbst, dass man DAMIT keine Tür mehr abschließt während man fährt.

Natürlich bricht erstmal eine Debatte los "was man denn jetzt schon wieder gemacht hat" und das man "das nicht so fest drehen darf"... die schlichte Tatsache dass ich gar nichts gemacht habe (außer abschließen zu wollen) glaubt einem ja natürlich keiner.

Das Problem liegt aber auf der Hand. Ohne Türschloss. Scheiße.
Also Werkzeugkasten gezückt und versucht das ganze zu reparieren... selbstverständlich geht sowas nicht innerhalb von 5 Minuten. Beim Ausbau stellt der werte Gatte dann fest, dass jemand mit Gewalt versucht haben muss das Schloss zu öffnen... dabei ist ein Bolzen gebrochen und hing nur noch am seidenen Faden. Es dämmert ihm, dass dies mit dem gestohlenen Fahrrad zusammenhängen könnte und das Frauchen vielleicht doch nicht sooo doof ist.

 

Nun ist guter Rat teuer. Weit und breit gibt es laut Bürstner Website und Herrn Google im Osten keinen Bürstner Händler. In Waren gibt es nur einen Caravan Service, da fahren wir nun erstmal hin. Die Tür verkleben wir. Um die nächsten Stunden zusammenzufassen: der Händler ist sehr freundlich und versucht bei einem befreundeten Bürstner Händler in Rostock ein Schloss zu organisieren. Mal abgesehen davon der Spaß 235 € gekostet hätte, wäre das erst Montag da...da müssen wir aber schon wieder die Jungs bei der Oma abholen. Unser Urlaub steht gerade auf der Kippe, weil mit einem Wohnwagen den man nicht abschließen kann... was soll man da machen?
In der Ausstellung sehen wir ein Zusatzschloss von Thule liegen. Für die Sicherung von außen würde das gehen. Der Händler hat aber keine Zeit mehr dies einzubauen. Also einigt man sich, dass Christian für einen Obulus die Geräte aus der Werkstatt benutzen darf... von innen muss die Verkleidung in der Küche rausgeschnitten werden, das Schloss durchgebohrt usw.
Mutti geht mit dem Jung auf Tour, und Papa und der große bauen in knapp 2 Stunden das Türschloss ein.
Überhaupt die Tatsache dass immer irgendwas kaputt geht oder sonstwas passiert bei diesem Wohnwagen... ist das woanders auch so? Oder ist unserer so ein extremes Mängelememplar? Mannometer... da muss man tief durchatmen...
erst um 16 Uhr kommen wir so weiter.

 

So sieht das dann aus...

Wir fahren ausschließlich Landstraße durch kleine Orte und können so viel von der Gegend sehen. Autobahnanschluss gibt es hier nicht. Nach ca. 2 Stunden, am frühen Nachmittag, erreichen wir Pentin. Der Stellplatz ist fast komplett leer, nett gemacht, angeblich gab es hier mal ein Rittergut, aber das Haus wurde zu einem Wohnhaus umgebaut, und die Betreiber haben diesen Stellplatz jetzt quasi so nebenbei. Woher wir das wissen? Als wir kommen stürmen direkt 3 Kinder auf uns zu, Tenor: endlich mal ein Kind hier! Spielst du mit uns Fußball? Frei Haus bekommen wir auch direkt alle Informationen.
So unkonventionell wird hier auch bezahlt: Strom kommt aus dem Automat, die 10 € für die Übernachtung bitte in den Umschlag und in den Briefkasten schmeißen.
Wir bauen gar nichts auf, wir wollen ja hier nur eine Nacht bleiben, aber wir fahren nochmal los, und zwar nach Greifswald.Wir fahren 30 min Landstraße, für irgendwas muss der tag heute ja noch gut sein.

Greifswald ist eine kleine, aber wunderschöne Stadt. Es gibt hier auch eine Universität, weshalb noch viele junge Leute auf der Straße unterwegs sind. Wir schlendern am Hafen entlang und essen Backfisch und Pommes, gehen durch die Altstadt, hier gibt es noch ein Eis bei Janny´s (das wir nur sehr empfehlen können) und können zu Fuß das ganze Zentrum ablaufen.

Erst um 22 Uhr sind wir wieder am Wohnwagen.

Freitag 15.07.

Nach einem schnellen Frühstück fahren wir direkt weiter an die Ostsee.
Unser Ziel der CP Waldcamping Preest, auf dem Festland vor Usedom gelegen. war per Zufall gewählt, sollte sich aber als strategisch günstig rausstellen.

Der CP ist gar nicht so klein, aber es gibt halt nicht viel schnick-schnack. Rund 30 € kostet uns hier die Nacht. Er liegt mit Blick auf, und kurzem Weg zum Wasser. Aber nicht zur Ostsee sondern zu so vorgelagerten Seen, Achterwasser heißen die wohl... Der Spielplatz ist passabel und es sind auch viele Kinder hier. Wir beziehen einen Komfort Platz, der mit Blick aufs Wasser liegt und eben solches auch am WW angeschlossen werden kann. Das Wetter ist übrigens arschkalt und so gar nicht sommerlich... das ist halt Ostsee... ich würde wahrscheinlich keine 2 Wochen Urlaub hier verbringen. Nun, wir sind ja hier um was zu sehen, also fahren wir nach schnellem Mittagessen mit Gnocchi und Salat, direkt nach Usedom - Richtung Peenemünde. Quasi linke Seite der Insel. Nach Usedom gibt es nur zwei Wege, der eine führt unweigerlich durch Wolgast, was -vor allem Inselauswärts- häufig zu kilometerlangen Staus führt. Da wir aber VOR Usedom stehen, sind wir immer in die andere Richtung unterwegs und kommen so um den Stau rum... soviel zur strategisch günstigen Lage.

Also Peenemünde.. jetzt mal was zum lernen: "Aufgrund der ehemals dort stationierten Heeresversuchsanstalt Peenemünde, in welcher Raketen, von denen die „Aggregat 4“ (von der NS-Propaganda „V2“ genannt) die Einsatzreife erreichte, entwickelt wurden, erlangte der Ort große Bekanntheit." (Wikipedia). Zu Ostzeiten war dieses Gebiet dem Militärzugehörig und vor allem zu Addis Kriegszeiten war Peenemünde also ein wichtiger Ort . Erst seit der Wende kommt man hier überhaupt hin. Auf diesem letzten Rest Usedom dreht sich also fast alles um die Geschichte des Ortes. So auch ein altes sowietisches U-Boot dass man für 3€ besichtigen kann (ohne Fotos machen zu dürfen), macht der Junior allein - kann man mal gesehen haben - muss man nicht.

Es gibt einige ganz nette Cafe´s, ein Museum im alten Kraftwerk über die Geschichte des Ortes und auch mit einigen historischen Schiffen und die "Phänomenta". Eine Naturwissenschaftliche Ausstellung für Kinder. Dank horrender Preise schicken wir auch hier den Junior alleine rein und holen ihn nach 2 Stunden wieder ab. Er fand es übrigens sehr schön!

Währenddessen gehen wir eine Runde durch den Ort und schauen auch mal nach der eben genannten Heeresversuchsanstalt. Diese ist aber mittlerweile mehr als runtergekommen, was uns sehr wundert... von außen zugewuchert und von innen einsturzgefährdet und deswegen auch nicht begehbar...vielleicht will man das ganze aus politischen Gründen nicht als Mahnmal erhalten?

Peenemünde bei so einem scheißkalten Wetter ist irgendwie.... trostlos. Wir machen uns dann auch wieder auf den Weg und halten noch schnell an einer Stelle, an der der Strand ausgeschildert ist. Ganz nettes Eckchen, durch einen kleinen Nadelwald ist man direkt an der Ostsee, bei schönem Wetter kann man hier sicher toll baden. Davon sind wir temperaturmäßig heute aber weit entfernt. Dabei ist doch Sommer!

Es ist nun schon später nachmittag und auf dem Rückweg beschließen wir noch kurz einen Abstecher nach "Wolgast City" zu machen.
Auch hier: nette kleine Stadt, gut saniert, aber geschäftemäßig absolut tote Hose. Wir versuchen noch eine warme Jacke für den Mini zu kaufen (denn dass es so(!) kalt ist hatten wir nicht einkalkuliert. Aber: keine Chance. Außer einem NKD der um 18 Uhr schließt finden wir nichts. Also essen wir Fischbrötchen, und lassen den Ort auf uns wirken.

Als wir wieder am Wohnwagen ankommen, beschließen wir dann auch direkt mal zum Meer zu gehen, also ist ja kein Meer, aber egal.. der Weg führt durchs Feld. Ist jetzt keine Badestelle, hat aber ,gerade wenn das Wetter so ein bisschen rauh ist wie heute, durchaus seinen Charme.

Samstag 16.07.

Für heute ist der Wetterumschwung angesagt, und wir haben Glück, die Vorhersage stimmt sogar! Bereits zum Frühstück können wir in der Sonne sitzen. Heute wollen wir auf den östlichen Teil Usedoms fahren, nach Heringsdorf. Wir packen also unsere Siebensachen und fahren zum auserchorenen CP. Aber nix da. Dieser Teil der Insel scheint deutlich mehr besucht zu sein... also telefoniere ich alle Plätze ab. Wir finden noch ein Plätzchen für eine Nacht auf dem Cp Sandfeld in Koserow. Also wieder ein Stück zurück fahren.
Der CP ist gut besucht und die Rezeption daher total überfüllt. Ein junges, sehr freundliches Ehepaar führt scheinbar die Geschäfte, aber es ist offenbar zu viel für nur 2 Mann... so kommt einem dann auch der Platz vor. Nicht wirklich schlecht, aber so hier und da könnte man mal Hand anlegen...

Einen Vorteil hat der Platz auf jeden Fall, er liegt fußläufig  - ca. 15min - zur Ostsee. Man geht erst ein Stückchen durch eine Feriensiedlung und dann durch den Wald und kommt dann zu einer beachtlichen Treppe. Wenn man diese bezwungen hat, steht man jedenfalls am schönsten Strand. Die Ostsee hat ungefähr 18 °C, was die Jungs nicht abschreckt, mich aber schon. Trotzdem genießen wir unseren ersten richtigen Sommer-Strand Tag.

Am Abend beschließen wir dann noch nach Heringsdorf zu fahren. Wenn schon so viele Menschen hinwollen, muss ja irgendwas dran sein?
Ich mach das mal kurz:
Für mich ist Heringsdorf ein Möchtegern-Sylt-Abklatsch... muss man mögen. Mögen wir aber nicht. Alles ist so pseudo-nobel... und noch viel schlimmer, die meisten Sesselpupser die im Leben genau soviel (oder wenig) erreicht haben wie wir, brezeln sich abends mal so richtig auf um "über die Promenade" zu flanieren, im Restaurant auf dicke Hose zu machen und mal ein bisschen High-Society zu spielen. Ähm, ja.
Hat schon seinen Grund warum wir campen gehen. Passen da irgendwie nicht rein.
Natürlich gehen wir auch zu der bekannten Seebrücke. Also, haben wir jetzt alles mal gesehen.

Sonntag 17.07.

Heute geht's wieder retour, Richtung Bad Saarow. Wir haben beschlossen dass wir eine Übernachtung ausfallen lassen um am Montag in Berlin ein neues Fahrrad zu kaufen. Ein Urlaub ohne Fahrrad wär für unseren großen auf jeden Fall ein bisschen öde.

Von Usedom aus kann man über die Autobahn fahren und ist in knapp 3 Stunden in Berlin. Diesmal wollen wir aber nicht frei in der Gegend rumstehen sondern steuern den CP Schwarzhorn in Wendisch- Rietz an. Dieser ist in einem Waldstück am Scharmützelsee, der Strand ist öffentlich, aber das macht nichts, da kommt außer den Campern eh keiner hin. Der Platz ist groß, im Wald gelegen, sehr ruhig und eher einfach gehalten. Eigentlich ganz nett, wenn... ja wenn der Betreiber nicht wäre... uiuiui... Berliner Schnautze sagt man wohl dazu. Beim "Einchecken" erklärt die "freundliche" Dame mir im breiten Dialekt den Platz. Was sie wohl sagt "Guck dir den Platz erst an" ich verstehe (schon verwirrt geduzt zu werden) "Da kannste hinfahren". Als ich dann eine halbe Stunde später erscheine um die Formalitäten zu erledigen, werde ich direkt angemacht (Berliner Dialekt jetzt in Gedanken anstellen)" PASS MAL JUT UFF MÄDCHEN, ICK HAB JESACHT, DU SOLLST ERST GUCKEN FAHREN, WENN DE DET NICH VERSTEHST, KANNSTE DIREKT WIEDER FAHREN, HIER GELTEN MEINE REGELN!" Ja, da guckste erstmal doof aus der Wäsche... so mit einem zahlenden Gast zu reden? Mal abgesehen davon dass ich mitte 30 bin und daher wohl verwirrt bin als Mädchen bezeichnet zu werden :-)
Für mich einfach nur stinkend unfreundlich und der Grund warum ich wohl kein zweites mal dahin fahren würde.  Deswegen gibt auch keine Fotos...

Statt dessen gehen wir essen, wir werden eingeladen ins Café Dorsch, ein Restaurant und Café das in Bad Saarow direkt am Scharmützelsee liegt. Tolle Location bei diesem Wetter, das Essen nicht das günstigste aber sehr lecker!

Montag 18.07.

Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin. Und zwar zum Fahrrad kaufen. Mehr oder weniger zufällig landen wir schließlich beim Decathlon, erstehen ein neues, tolles Fahrrad für Julian und auch noch die ein oder andere Sache. Am Ende des Tages sind wir also rund 750 € ärmer, aber nun bereit in den zweiten Teil des Urlaubs zu starten!

Dienstag 19.07.

Oma geniéßt heute den letzten Tag mit den Jungs, Papa repariert den Wasserhahn (war auch schon wieder kaputt) und wir packen alle Sachen ein um Richtung Süden durchzustarten. Und das tun wir am späten Nachmittag, das Playmobil Land in Zirndorf bei Nürnberg ist unser Ziel.
Wir fahren Richtung Leipzig und verlassen schon bald den Osten der Republik. Mit ganz neuen Erfahrungen und Eindrücken.

Aber unsere Reise ist ja noch nicht zu Ende! Weiter geht's mit Teil II !